Hacker by Martin

Hacker by Martin

Autor:Martin
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: General Fiction
veröffentlicht: 2014-01-31T05:00:00+00:00


* * *

»Du stinkst«, klärte Irene mich auf.

»Ach was, Sherlock.«

»Was hast du denn getrieben, Müllcontainertauchen?«

»Volltreffer.«

»Hab ich’s mir doch gedacht.« Nachdem die Regeln des Anstands dergestalt gewahrt worden waren, wandte Irene ihre Aufmerksamkeit meiner Entdeckung zu. Sie war erst kürzlich zur Leiterin der Abteilung Erkennungsdienst/Spurensicherung ernannt worden, und ihre Miene verhieß nichts Gutes für Bob Castle, wenn er heute nachmittag zum Dienst kam. Ich hätte wesentlich mehr Mitgefühl gehabt, wenn nicht ich diejenige gewesen wäre, die in den Container hatte steigen müssen, was eigentlich Bob hätte tun müssen, aber nicht getan hatte.

Das Blut auf der Öljacke war noch nicht ganz trocken, was bedeutete, daß Irene kein Fingerabdruckpulver verwenden konnte. Aber sie drehte die Jacke hin und her, ließ das Sonnenlicht und den Strahl ihrer Hochleistungstaschenlampe aus unterschiedlichen Winkeln darauf fallen und suchte nach sichtbaren Fingerabdrücken – also Fingerabdrücke, die mit Blut gemacht worden waren und daher auch ohne Entwicklung sichtbar waren. Es gab keine.

Natürlich waren keine Fingerabdrücke auf den Turnschuhen.

Die Tüte würde mit den übrigen Sachen darin – schließlich war es möglich, daß die Essensreste vom Lunch des Mörders stammten – ins Präsidium geschickt werden, wo man alles auf Fingerabdrücke untersuchen und auch sonst haargenau analysieren würde. Die meiste Arbeit, so vermutete ich, würde Bob Castle erledigen, und zwar vor Irenes Augen. Nicht, daß Irene das nicht selbst machen konnte; tatsächlich hätte sie das wohl lieber selbst gemacht. Aber sie würde es unerläßlich finden, daß Bob sich seiner Nachlässigkeiten in Sachen Müllcontainer und Gasse hinreichend bewußt werden würde.

Ich übergab Irene den belichteten Film, bekam im Austausch einen neuen unbelichteten Film und fuhr (auf einer Plastiktüte sitzend, die ich über den Sitz gelegt hatte) nach Hause, wo ich beabsichtigte, ein Bad zu nehmen, bevor ich auch nur daran dachte, wieder mit Shane zu reden.

Diesmal war Shane zu Hause, und Harry hatte sich verdrückt.

Das war mir natürlich nicht sofort klar; ich stellte nur fest, daß die Haustür abgeschlossen war, der Pick-up verschwunden und der Hund im Garten vor dem Haus, wo er eigentlich erst sein sollte, wenn die Post gebracht worden ist. Aber es war Viertel nach eins, also war die Postbotin vielleicht schon gekommen. Ich hoffte es jedenfalls. Die Postbotin hat letztes Mal sehr deutlich zu verstehen gegeben, daß unsere Post, sollte der Hund in Sichtweite sein, nicht ausgeliefert wird. Ich konnte ihr diese Haltung eigentlich nicht verübeln, obwohl Pat in Wahrheit ganz gut mit Postboten klarkam, bis zu dem Tag, als ein Ersatzpostbote, der Pats freundliche Begrüßung mißverstand, ihm mit einer Dose Reizgas ins Gesicht sprühte. Von diesem Erlebnis hat Pat unglücklicherweise eine nachhaltige Abneigung gegen jede Person in Uniform zurückbehalten, darunter auch Postboten, UPS-Lieferanten und Polizeibeamte.

Als ich das Sicherheitsschloß, das wir einbauen ließen, bevor wir den Pitbull bekamen, entriegelte, hörte ich Getrippel im Flur. »Wer ist da?« schrie Shane von irgendwo hinten im Haus.

»Ich bin’s bloß«, erwiderte ich, und er kam mit Cameron im Arm heraus.

»Ich hatte Angst, es wäre jemand anders«, sagte er. Er hätte gar nicht sagen müssen, daß er Angst hatte; der Ausdruck in seinem Gesicht sprach Bände.



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